Tagebuch Anne Frank
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Über den Autor und weitere Mitwirkende Anne FrankAnne Frank, am 12. Juni 1929 als Kind jüdischer Eltern in Frankfurt am Main geboren, flüchtete 1933 mit ihren Eltern nach Amsterdam. Nachdem die deutsche Wehrmacht 1940 die Niederlande überfiel und besetzte, 1942 außerdem Maßnahmen gegen die jüdische Bevölkerung in Kraft traten, versteckte sich die Familie Frank in einem Hinterhaus an der Prinsengracht. Die Familie und ihre Mitbewohner wurden im August 1944 verraten und nach Auschwitz verschleppt. Anne Frank und ihre Schwester Margot starben infolge von Entkräftung und Typhus im März 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen. Ihr genauer Todestag ist nicht bekannt.Mirjam PresslerMirjam Pressler, geboren 1940 in Darmstadt, besuchte die Hochschule für Bildende Künste in Frankfurt am Main und lebt heute als Übersetzerin und Schriftstellerin in der Nähe von München. Sie ist die Übersetzerin des Tagebuchs der Anne Frank, hat eine Biographie Anne Franks veröffentlicht (›Ich sehne mich so. Die Lebensgeschichte der Anne Frank‹) und mit großem Erfolg insgesamt fast vierzig Bücher publiziert. Mirjam Pressler ist mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden, so u.a. 1995 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis für ›Wenn das Glück kommt, muss man ihm einen Stuhl hinstellen‹, 2001 mit der Carl-Zuckmayer-Medaille für Verdienste um die deutsche Sprache, 2002 mit dem Deutschen Bücherpreis (Kinderbuch) für ›Malka Mai‹, 2004 mit dem Deutschen Bücherpreis für ihr literarisches Lebenswerk, 2010 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis Sonderpreis Gesamtwerk und 2015 mit dem Preis der Leipziger Buchmesse sowie dem Internationalen Literaturpreis in der Kategorie Übersetzung.Literaturpreise:Shortlist Hans Christian-Andersen-Preis 2016 Leseprobe. Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Rechteinhaber. Alle Rechte vorbehalten. Sonntag, 21. Juni 1942Liebe Kitty!Unsere ganze Klasse bibbert. Der Anlass ist natürlich die anstehende Lehrerkonferenz. Die halbe Klasse schließt Wetten über Versetzungen oder Sitzenbleiben ab. G. Z., meine Nachbarin, und ich lachen uns kaputt über unsere beiden Hintermänner, C. N. und Jacques Kocernoot, die schon ihr ganzes Ferienkapital verwettet haben. "Du wirst versetzt", "von wegen", "doch ... ", so geht es von morgens bis abends. Weder Gs flehende Blicke noch meine Wutausbrüche können die beiden zur Ruhe bringen. Meiner Meinung nach müsste ein Viertel der Klasse sitzen bleiben, solche Trottel sitzen hier drin. Aber Lehrer sind die launenhaftesten Menschen, die es gibt. Vielleicht sind sie ausnahmsweise auch mal launenhaft in der richtigen Richtung. Für meine Freundinnen und mich habe ich nicht so viel Angst, wir werden wohl durchkommen. Nur in Mathematik bin ich unsicher. Na ja, abwarten. Bis dahin sprechen wir uns gegenseitig Mut zu. Ich komme mit allen Lehrern und Lehrerinnen ziemlich gut aus. Es sind insgesamt neun, sieben männliche und zwei weibliche. Herr Keesing, der alte Mathematiklehrer, war eine Zeit lang sehr böse auf mich, weil ich so viel schwätzte. Eine Ermahnung folgte der anderen, bis ich eine Strafarbeit bekam. Ich sollte einen Aufsatz über das Thema "Eine Schwatzliese" schreiben. Eine Schwatzliese, was kann man darüber schreiben? Aber ich machte mir erst noch keine Sorgen, steckte das Aufgabenheft in die Tasche und versuchte, mich ruhig zu verhalten.Abends, als ich mit den anderen Aufgaben fertig war, entdeckte ich plötzlich die Eintragung für den Aufsatz. Mit dem Füllerende im Mund fing ich an, über das Thema nachzudenken. Einfach irgendetwas schreiben und die Worte so weit wie möglich auseinander ziehen, das kann jeder, aber einen schlagenden Beweis für die Notwendigkeit des Schwätzens zu finden, das war die Kunst. Ich dachte und dachte, und dann hatte ich plötzlich eine Idee. Ich schrieb die drei aufgegebenen Seiten und war zufrieden. Als Argument hatte ich angeführt, dass Reden weiblich sei, dass ich ja mein Bestes täte, mich zu bessern, aber ganz abgewöhnen könnte ich es mir wohl nie, da meine Mutter genauso viel redete wie ich, wenn nicht mehr, und dass an ererbten Eigenschaften nun mal wenig zu machen ist.Herr Keesing musste über meine Argumente lachen. Aber als ich in der nächsten Stunde wieder schwätzte, folgte der zweite Aufsatz. Diesmal sollte es "Eine unverbesserliche Schwatzliese" sein. Auch der wurde abgeliefert, und zwei Stunden lang hatte Herr Keesing nichts zu klagen. In der dritten wurde es ihm jedoch wieder zu bunt. "Anne Frank, als Strafarbeit für Schwätzen einen Aufsatz mit dem Thema: >Queck, queck, queck, sagte Fräulein Schnatterbeck.<" Die Klasse lachte schallend. Ich musste auch lachen, obwohl mein Erfindungsgeist auf dem Gebiet von Schwätzaufsätzen erschöpft war. Ich musste etwas anderes finden, etwas sehr Originelles. Meine Freundin Sanne, eine gute Dichterin, bot mir ihre Hilfe an, um den Aufsatz von vorn bis hinten in Reimen abzufassen. Ich jubelte. Keesing wollte mich mit diesem blödsinnigen Thema reinlegen, aber ich würde es ihm doppelt und dreifach heimzahlen. Das Gedicht wurde fertig und war großartig. Es handelte von einer Mutter Ente und einem Vater Schwan mit drei kleinen Entchen, die wegen zu vielen Schnatterns von ihrem Vater totgebissen wurden. Zum Glück verstand Keesing Spaß. Er las das Gedicht samt Kommentaren in der Klasse vor, dann noch in anderen Klassen. Seitdem durfte ich schwätzen und bekam nie mehr eine Strafarbeit. Im Gegenteil, Keesing macht jetzt immer Witzchen. Deine Anne
Anne Frank wurde am 12. Juni 1929 in Frankfurt am Main geboren. Die unbeschwerte Kindheit des deutsch-jüdischen Mädchens war vorbei, als sie 1934 auf der Flucht vor den Nazis mit ihrer Schwester und ihren Eltern in die Niederlande auswandern musste. In Amsterdam versteckten sich die Franks in einem Hinterhaus. Im August 1944 wurde die Familie verraten. Anne Frank wurde mit ihrer Schwester und ihrer Mutter zunächst nach Birkenau, später nach Bergen-Belsen verbracht. Irgendwann Anfang März 1945 verstarb Anne Frank im KZ. Ihr Tagebuch, Anne Frank führte es vom 12. Juni 1942 bis zum 1. August 1944, machte sie unsterblich. Bis heute zählen die literarisch höchst ambitionierten Texte zu einem der gewichtigsten Dokumente aus der Zeit des Holocaust. Das junge Mädchen verarbeitete in ihrem Tagebuch ihre Eindrücke und Erlebnisse. Zudem berichtet sie von ihrer ersten Liebe, schreibt von Hunger, Not und Einsamkeit. Das Grauen des Krieges spielt kaum eine Rolle. Umso erschreckender lesen sich die beiläufigen Hinweise auf den Kriegsverlauf. So teilt Anne Frank u.a. in knappen Worten mit, dass Ungarn auch von den deutschen Truppen besetzt wurde. Sie ergänzt: „Dort gibt es noch eine Million Juden, die werden nun wohl auch draufgehen“. Anne Frank vertraute auf Gott, am 31. März 1944 notierte sie in ihr Tagebuch: „Gott hat mich nicht alleine gelassen und wird mich nicht alleine lassen.“ Das Tagebuch wurde 2009 von der UNESCO in das Weltdokumentenerbe aufgenommen. Die Lektüre macht vor Trauer stumm. Das Tagebuch überwältigt und erschüttert. Die Leser, fassungslos. Die Stimme eines kleinen Mädchens hallt bis heute nach, gut so.
Hörbücher sind eine enorme Leseerleichterung. Dieses Hörbuch wird auf sehr angenehme Weise von Fritzi Haberlandt gesprochen. Selbst mir als Vielleser fällt es mit Hörbuch leichter ein Buch zu lesen, wenn ich abends bereits müde bin und die Gedanken abschweifen wollen. Sehr gut betont und mitfühlend gesprochen. Klare Empfehlung!
Realistische Darstellung der Geschichte aus Sicht eines jüdischen Mädchens. Habe das Buch zum 2. Mal gelesen, nachdem ich kürzlich am Originalschauplatz in Amsterdam vorbeigekommen bin. Für mich dringende Pflichtlektüre für Schulkinder als Begleiter zur Behandlung des Nationalsozialismus.
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